Seit 40 Jahren engagiert sich Waltraud Angenendt in besonderer Weise für Flüchtlinge in Drensteinfurt. Für ihren selbstlosen Einsatz überreichte ihr Bürgermeister Carsten Grawunder nun in der Alten Post den Ehrenring der Stadt. Mitglieder aus Politik, Verwaltung und Vereinen, aber auch Freunde, Weggefährten und natürlich einige Flüchtlinge wohnten der Zeremonie bei. Für die Stadt ist es seit Vergabe des ersten Ehrenrings im Jahr 1973 die 21. Auszeichnung dieser Art. Nach Sabine Omland (2004) ist Waltraud Angenendt nun die zweite Frau, der die höchste Anerkennung der Stadt verliehen wurde. Vor 40 Jahren habe ihre Begegnung mit einigen Tamilen, die ohne jegliche Hilfe in dem heruntergekommenen Jugendheim lebten, den Grundstein gelegt für ihre Arbeit und die Gründung des Deutsch-Ausländischen Freundeskreises (DAF) mit einigen Mitstreiterinnen, erzählte Bürgermeister Grawunder. Obwohl sie mit Familie, politischen Ämtern und anderen sozialen Verpflichtungen bereits eingebunden war, machte sie sich die Not der „Fremden“ zu ihrer Herzenssache. Seitdem habe Waltraud Angenendt viel auf den Weg gebracht. Als die Flüchtlingskrise über Deutschland hereinbrach, habe sie den Verein umstrukturiert und für viele Ehrenamtliche geöffnet. Die sprachliche Förderung sei dem DAF besonders wichtig, er ermöglicht jedem Flüchtling unbürokratisch quasi vom ersten Tag an einen Sprachkurs, bis die offizielle Integration anläuft. Das internationale Café des Freundeskreises führe Einheimische und Asylbewerber einmal pro Woche zusammen. Ist es geöffnet, stehe Waltraud Angenendt bereit, um den Zugewanderten Fragen jeglicher Art zu beantworten. Darüber hinaus gehe sie in die Familien vor Ort. Sie habe breit gefächert viele Kontakte und nutzte diese, um die Menschen für ihre Sache zu begeistern und mitzunehmen. Daher könne der DAF heute eine ganze Palette von Angeboten aufweisen. Mit großer Empathie fühle sie sich in die Bedürfnisse ihrer Schützlinge ein, vermittele ihnen Familienpatenschaften und Unterstützung der Schulkinder. Maria Tölle, langjährige Mitstreiterin und Freundin der Geehrten, erinnerte sich, wie sie Waltraud Angenendt 1993 kennengelernt hat – als couragierte Biobäuerin, Mutter von vier Kindern, Lehrerin, Ratsfrau und Friedensaktivistin. Sie sei heute der Motor des DAF. Sie erkenne die Stärken und Fähigkeiten der rund 60 Helfer im DAF und sei trotz ihrer 70 Lebensjahre mit großer Kraft und Energie unterwegs. Sie freue sich über alle Erfolge ihrer Schützlinge, sei es das chinesische Mädchen, das auf einer Feier Geige spielt, oder das gesunde Baby eines georgischen Ehepaars oder der junge Syrer, der seinen Schulabschluss geschafft hat. Unentwegt bilde sie sich in Fragen des Asylrechtes fort, berichtete Tölle. So sei sie ein Bindeglied zwischen der Politik und der Realität vor Ort. Eigene Familiengeschichte mit Fluchtvergangenheit. Sichtlich gerührt, nahm die Ehrenringträgerin die lobenden Worte entgegen. „Ich sehe diesen Ring als Auszeichnung für die Arbeit, die von vielen Menschen in den drei Ortsteilen geleistet wird.“ Oft werde sie gefragt, warum sie sich so für Flüchtlinge einsetze. Die Ursache liege wohl in ihrer Familie, die selber eine Fluchtvergangenheit habe.

Copyright: Mechthild Wiesrecker, Westfälischer Anzeiger - 05.03.2018