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Flüchtlingsfrauen lernen Fahrradfahren

Mit strahlenden Augen nahmen die neun Frauen aus Syrien, Nigeria und dem Libanon am Mittwochnachmittag ihre Teilnahmeurkunden für die absolvierte Radfahrschulung entgegen. In neun Unterrichtseinheiten hatten Petra Holler-Kracht, Vorstandsmitglied im Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC), und die Drensteinfurterin Ulla Kunz die Fahranfängerinnen, die jetzt in Rinkerode, Herrenstein, Mersch und Stewwert wohnen, nicht nur in die Kunst des Fahrradfahrens eingeführt, sondern auch mit den Regeln des Straßenverkehrs vertraut gemacht. „Ohne die Hilfe des Deutsch-Ausländischen Freundeskreises (DAF) und der Fahrradwerkstatt bike-repair hätten wir das gar nicht geschafft“, versicherte Holler-Kracht. Nicht vergessen werden dürften auch die Drensteinfurter, die ein Jugend- oder Klappfahrrad gespendet oder kostenlos und spontan geliehen hatten. „Am Anfang konnten die neun Frauen im Alter von 26 bis 52 Jahren nicht einmal das Gleichgewicht halten“, erinnerte sich die Radfahr-Expertin. Darum war der erste Schritt, Gleichgewicht halten auf dem Roller. Dann montierten die Männer vom „bike repair“ zunächst vorübergehend die Pedalen an den Fahrrädern ab und erhielten so eine Art Laufrad. Notwendige Reparaturen führten die Männer von der Werkstatt ebenfalls aus. Karin Müller vom DAF freut sich: „Die Frauen sind durch den Kurs selbstbewusster geworden“. Sie hätten gelernt, wie wichtig es ist, etwas für sich zu tun. Hane Tadgi aus Syrien freut sich: „Ich bin noch nie Fahrrad gefahren und hatte total Angst. Jetzt fühle ich mich ganz sicher.“ Dann fügt die 28-Jährige angesichts der Frauen, die eine Kostprobe ihres Könnens gaben, schmunzelnd hinzu: „Am ersten Tag sind wir noch alle umgefallen.“ Genauso positiv sieht das auch Rajina Mohammad, ebenfalls aus Syrien: „Ich bin sehr zufrieden. Jetzt kann ich alleine einkaufen fahren. Tausend Dank allen, die uns geholfen haben.“ Mechthild Wiesrecker 24.08.2016 / Westfälischer Anzeiger

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Fahrrad-Reparaturen bei bike-repair

Die Fahrradwerkstatt "bike repair" von und für Flüchtlinge/n besteht Probezeit mit Bravour Vor 4 Wochen wurde die Fahrradwerkstatt „bike repair“ von und für Flüchtlinge/n hinter der Alten Feuerwache in Drensteinfurt eröffnet. Inzwischen ist klar: der Bedarf war und ist groß. Über 100 Fahrräder wurden bislang bereits repariert, weiß Organisator Franz-Josef Bregenhorn vom Deutsch-Ausländischen Freundeskreis über die Erfahrungen der ersten Wochen zu berichten. Diese hohe Schlagzahl ist möglich, weil nicht nur das ehrenamtliche Organisatoren-Team der Fahrradwerkstatt, sondern auch die Besitzer der reparaturbedürftigen Drahtesel mit anpacken: die Flüchtlinge selbst wollen und sollen Kleinreparaturen durchführen. Das Team stellt dabei das Werkzeug zur Verfügung, berät und schaut den Flüchtlingen während der Reparatur über die Schulter. Die vorgesehenen Öffnungszeiten -jeden Montag und Mittwoch von 15.30 Uhr bis 17.30 Uhr- werden fast immer auf 3 oder 4 Stunden ausgedehnt. Die Arbeit macht allen viel Freude. Es wird geschraubt und geölt. Ein Lächeln und ein Dankeschön der Flüchtlinge nach erfolgreicher Reparatur ist dem Team immer sicher. Oft passiert auch Kurioses und Lustiges: Kürzlich wollte ein eifriger Hobby-Reparateur seine Kette mittels einer Kombizange kürzen. Die Fachleute vom Team rieten ihm zu einer alternativen Therapie, denn die Kette war nicht zu lang gewesen, sondern lediglich vom Zahnkranz gesprungen … Auch das Aufpumpen eines Reifens will gelernt sein; bereits zwei Fahrradpumpen haben erste Pumpversuche nicht schadlos überstanden, da zuvor keine Ventile eingesetzt und verschraubt wurden … Aber aus diesen kleinen Missgeschicken lernen viele, denn die Flüchtlinge reparieren fast immer mit anderen Flüchtlingen zusammen: einer schraubt, weitere schauen zu, beraten, kommentieren und diskutieren Lösungsmöglichkeiten. Zur Not helfen die Fachleute vom Team weiter. Überwiegend verständigen sich die Schrauber -ja, vornehmlich Vertreter des starken Geschlechts- in Deutsch oder ergänzend mit Händen und Füßen, so Franz-Josef Bregenhorn. Auch werden die in Deutsch beschrifteten Werkzeuge und Info-Tafeln erklärt und besprochen. So wird die Fahrradwerkstatt zum zusätzlichen Raum für Deutschunterricht. Besonders freut sich Franz-Josef Bregenhorn darüber, dass immer alle Werkzeuge wieder an ihren dafür vorgesehenen Platz an die Wand gehängt werden und zudem noch kein einziges Werkzeug abhandengekommen ist. Wie selbstverständlich werden gemeinsam bei "Feierabend" die noch nicht wieder abholbereiten Fahrräder wieder in die Werkstatt gebracht. Die Fahrradwerkstatt von und für Flüchtlinge/n hat ihre Probezeit mit Bravour bestanden, ist man sich einig. Eine große Überraschung gab es an einem der ersten Öffnungstage: Ein 65jähriger Stewwerter besuchte mit dem Fahrrad seiner Nichte „bike repair“. Nach einer Besichtigung der Werkstatt, in der er das von ihm schon vor Wochen gespendete Werkzeug übersichtlich sortiert an der Wand wiederfand, übergab er das mitgeführte und verkehrstüchtige Fahrrad als weitere Spende den eifrigen Schraubern. Damit nicht genug: 180 Euro hatte der spendenfreudige Herr auch noch im Gepäck und überließ es dem staunenden Team von „bike repair“. Das Geld hatte er ein paar Tage zuvor auf seiner Geburtstagsparty zum 65. von seinen Gästen eingesammelt, die er anstelle eines sonstigen Geschenkes um eine Spende für die Fahrradwerkstatt gebeten hatte. „Wir haben uns riesig gefreut!“, sieht man Franz-Josef Bregenhorn strahlen. Der unverhoffte Geldsegen macht jetzt die Anschaffung des noch fehlenden Spezialwerkzeuges möglich und reicht auch noch für so genannte Betriebsmittel wie Öl, Fette, Flickzeug, Beleuchtung, Fahrradschläuche, Klingeln und anderes, was aus alten, gespendeten Rädern nicht ausgeschlachtet werden kann. Einige Tage nach der Geldspende zog es den frisch gebackenen 65jährigen erneut zu „bike repair“. Diesmal hatte er ein Klapprad im Schlepptau. Er hatte in der Zeitung von dem DAF-Fahrradkurs für Flüchtlingsfrauen gelesen; dort fehlte es an Laufrädern. Postwendend wurde das Klapprad sanft seiner Pedalen beraubt und dient nun den Flüchtlingsfrauen im Fahrradkurs als Laufrad für die Gleichgewichtsübungen. Das Team von „bike repair“ bedankt sich ganz herzlich bei allen Spendern, die ihr/e Werkzeug und gebrauchten Räder zur Instandsetzung oder Ausschlachtung unentgeltlich hergeben und so das integrative Projekt der Fahrradwerkstatt hinter der Alten Feuerwache elementar unterstützen. Wer noch Fahrradzubehör wie z.B. Sättel, Fahrradkörbe, Rücklichter, Scheinwerfer oder Leuchtmittel erübrigen kann, ist damit zu den Öffnungszeiten in der Werkstatt herzlich willkommen. 08.08.2016

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