11. März 2022. Das Treffen fand vor Beginn des Krieges in der Ukraine statt.
Ankommen – das ist es, was sich alle Geflüchteten wünschen. In Drensteinfurt erhalten sie dabei seit über 40 Jahren Unterstützung vom Deutsch-Ausländischen Freundeskreis.
Die Landtagsabgeordnete Annette Watermann-Krass steht mit dem engagierten Verein um den fünfköpfigen Vorstand schon lange im engen Austausch. Im Februar übergab sie den „Staffelstab“ der langjährigen Partnerschaft an ihren potenziellen Nachfolger, den Ahlener Frederik Werning, der im Mai für die SPD in den Landtag einziehen möchte. Ebenfalls zu Gast bei dem Gespräch war Dr. Elmar Stracke, sachkundiger Bürger der SPD-Ratsfraktion in Drensteinfurt.
Ehrenamt braucht Hauptamt
Während die Vorstandsmitglieder des DAF von ihrem Engagement und ihren Erfahrungen berichten, wird deutlich, dass sie bei ihrem aufwendigen Einsatz für geflüchtete und geduldete Menschen immer wieder vor einem Schnittstellenproblem stehen: Der Bürokratie. „Finanzen, Steuern, Genehmigungen, Anträge – all das ist ehrenamtlich kaum zu bewältigen“, berichtet ein Vorstandsmitglied. So geschehen auch bei einem langfristigen Projekt gemeinsam mit der Teamschule Drensteinfurt: Im interkulturellen Garten arbeiten und ernten Schüler:innen und Geflüchtete gemeinsam. „Die Vielzahl an Auflagen hat uns zu Beginn jedoch das Leben schwer gemacht“, weiß die Dame, die sich im Vorstand um die Finanzen kümmert, aus eigener Erfahrung.
Das Problem ist für Annette Watermann-Krass nicht neu: „Gerade bei den komplizierten bürokratischen und formellen Anliegen muss das Ehrenamt mehr Unterstützung aus dem Hauptamt erhalten. Das muss dieses Engagement den Kommunen, aber auch dem Land NRW wert sein.“ Frederik Werning ergänzt: „Die Einrichtung einer Ehrenamtskoordinationsstelle kann für jede Kommune nur ein Gewinn sein – für die Engagierten, die diese Unterstützung brauchen und verdienen, natürlich sowieso.“
Verein sieht Nachholbedarf bei Integrationspolitik
Ein weiteres Problem, auf das die Mitglieder des Vereis aufmerksam machen, ist die Lage der Integrationspolitik. Ein Mitglied des Vorstands berichtet von ihren Erlebnissen: „Die Tortur, die traumatisierte und entwurzelte Menschen auf der Suche nach einer neuen Heimat erleben müssen, ist absolut menschenunwürdig.“ Hier engagiert sich der Verein enorm für eine Verbesserung, doch auch der Deutsch-Ausländische Freundeskreis kann nicht alle politischen und gesellschaftlichen Hürden überwinden. „Große Schwierigkeiten bereitet nach wie vor die Anerkennung von Geduldeten und damit die Möglichkeit, langfristige Sicherheit und eine Heimat zu finden“, berichtet die Vorsitzende. Eine ehrenamtliche Helferin, die zahlreichen Geflüchteten beim Ausbildungs- und Berufseinstieg in der Region geholfen hat, ergänzt: „Bei der Suche nach Arbeit, nach einer Wohnung, oder eben dem Versuch der behördlichen Anerkennung, herrschen oft menschenunwürdige Verhältnisse.“
Geflüchtete genau dabei zu begleiten, koste viel Kraft, aber sei auch genau das, was die Arbeit des Vereins so wertvoll mache. „Der Deutsch-Ausländische Freundeskreis trägt seit Jahren dazu bei, dass Menschen hier in Drensteinfurt eine neue Heimat finden können“, resümiert Annette Watermann-Krass. „Und dafür verdienen sie unsere volle Unterstützung“, fügt Frederik Werning abschließend hinzu.
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